Römische Legionäre machten die Donauländer mit dem Christentum vertraut
Im 1.Jahrhundert nach Christi Geburt wurden die Donauländer durch römische Legionäre mit dem Christentum vertraut gemacht und bis zum Beginn der Völkerwanderung (4.Jahrhundert) gab es innerhalb der heutigen Erzdiözese Wien bereits christliche Gemeinden und Kirchen. Die von den Hunnen ausgelöste Völkerwanderung veränderte nicht nur die politische Landkarte Europas durch die Auflösung des römischen und das Entstehen germanischer Reiche, sondern sie war auch für das noch junge Christentum von verheerenden Auswirkungen. In den nächsten Jahrhunderten drangen die Awaren aus der ungarischen Tiefebene in unsere Gegend vor, raubten, brandschatzten, aber besiedelten auch die österreichischen Länder bis zur Enns.
Slawenmissionierung von Deutschland aus
Zu Beginn des 8. Jahrhunderts begann die Slawenmissionierung von Deutschland aus. Der heilige Rupert aus dem fränkischen Königsgeschlecht der Merowinger erhob seine Forderung nach einer Christianisierung des Awarenreiches, Carantaniens und Unterpannoniens. Die Benediktiner des Klosters Niederalteich an der Donau, das vom bayrischen Herzog Odilo 740 gegründet worden war, sollten diese Tätigkeit durchführen. Sie begannen unter großen Schwierigkeiten mit ihrer Mission. Erst durch die Eroberungszüge Tassilos II. von Bayern, der Carantanien (Kärnten) und unser Gebiet eroberte, gelangen Fortschritte. Unsere Heimat kam so unter weltliche Herrschaft der Bayern, unter die geistliche aber des Erzbistums Salzburg. Unter der nachfolgenden Herrschaft des Frankenkönigs Karls des Großen (768-814) wurde die Slawenbekehrung fortgesetzt, die Ostmark gegründet und bayrische Siedler ins Grenzgebiet geholt.
Erste Erwähnung Thernbergs im Jahre 860
Thernberg findet seine erste Erwähnung in einer Schenkungs- und Bestätigungsurkunde des Ostfrankenkönigs Ludwig des Deutschen, eines Sohnes Karls des Großen, vom 20. November 860. In dieser wird über eine Schenkung von Städten und Höfen an die Kirche Salzburg berichtet, unter denen ein befestigter Königshof von Thernberg genannt wird. 865 begab sich Erzbischof Adalwin von Salzburg auf eine Missionsreise in unsere Gegend. Er kam nach St. Pölten, von dort nach Fischau und setzte schließlich seine Reise nach Thernberg fort, um hier die Weihe einer Laurentius-Kirche vorzunehmen. Thernberg schien durch seine günstige Lage an der Kreuzung der Straße nach Güns mit dem Wege durchs Schlattental nicht bloß für den Grenzschutz geeignet, sondern auch für die Missionstätigkeit. Dieser Umstand mag den Erzbischof bewogen haben, hier eine Kirche erbauen zu lassen. Nach Ablauf der Kirchweihfeierlichkeiten reiste der Erzbischof nach Güns und Steinamanger weiter.
Die späteren Einfälle der Magyaren (=Ungarn) brachten den aufblühenden Gemeinden schwere Rückschläge, ja fast völlige Vernichtung. Erst die Niederlage der Ungarn auf dem Lechfeld bei Augsburg durch Otto I. 955 brachte eine entscheidende Wende. Diesen Ungarnangriffen scheint auch die Laurentius-Kirche von Thernberg zum Opfer gefallen zu sein. Nach einem Taufstein, der angeblich bis 1798 vorhanden gewesen sein soll, wurde im Jahre 1012 in Thernberg eine Taufkirche erbaut.
Die Chorherren vom heiligen Augustinus gelangen durch Erbschaft in den Besitz der Burg bzw. des Schlosses Reichersberg
Um 1084 gelangten die Chorherren vom heiligen Augustinus durch Erbschaft in den Besitz der Burg, bzw. des Schlosses Richersperg (Reichersberg) in Oberösterreich. Der Name geht zurück auf einen Berg, der einmal Eigentum eines Reicher war. Berg-Ortsnamen hängen mit Burgen oder auch alten Befestigungen zusammen, wobei dann die Worte „Berg“ und „Burg“ im Ortsnamen abwechselnd auftreten. In Bezug auf Reichersberg steht jedenfalls fest, dass an der Stelle, wo sich heute das Stift befindet, früher eine Burg stand – die Burg des Reicher. 1132 wurde Gerhoch von Erzbischof Konrad von Salzburg als 3. Propst nach Reichersberg berufen. Neben der Sicherung der rechtlichen Stellung des Stiftes betrachtete Gerhoch es als seine wichtigste Aufgabe, eine entsprechende wirtschaftliche Absicherung für sein Stift zu erreichen. Dieses Vorhaben konnte nur durch Vermehrung der Einkünfte, durch Tausch, Rückgewinnungen und Festhalten an Erworbenem erzielt werden.
Am 23.Oktober 1144 wurde Propst Gerhoch von Erzbischof Konrad der Zehent in der „Grafschaft Pitten“ übertragen, und zwar in den Pfarren Bromberg und Pitten. Ein Ereignis, das für das Stift existenzbegründend und für die „Mark Pitten“ ein Meilenstein im Hinblick auf die Pfarrorganisation bedeuten sollte. Neunkirchen und Pitten waren die ersten Pfarren in der „Grafschaft Pitten“. Von der Pfarre Pitten wurde anlässlich der Zehentschenkung der größere Teil zur Errichtung der Pfarre Bromberg abgetrennt. Die Pfarre Bromberg wird bei dieser Gelegenheit ein erstes Mal in einer Urkunde genannt. Bezüglich ihrer Entstehungszeit gehen die Ansichten auseinander, doch nimmt Dechant Mag. Hammer in seiner Diplomarbeit an, dass sie im Zusammenhang mit der Zehentschenkung erfolgte.
Die Absicht, den Elan der Reichersberger für die Entwicklung des religiösen Lebens in den Grenzgebieten der riesigen Erzdiözese Salzburg wirksam werden zu lassen, dürfte schon bei der Übertragung der Zehentrechte durch den Erzbischof mitbestimmend gewesen sein. Tatsächlich wurde durch Erzbischof Eberhard (1147 – 1164) am 8. Juli 1160 die urkundlich bestätigte Bewilligung erteilt, dass ein Chorherr die Seelsorge an der Pfarrkirche von Bromberg ausüben dürfe.
Die Schenkung schloss für Bromberg alles ein, was an Rodungen und Tochterpfarren dazugewonnen werden konnte „a loco, qui dicitur Putinove usque ad terminos Ungarorum et usque ad montem Hartperch in predio comitis Ekkeberti“; dies bedeutet ein Gebiet von der Pittenau bis möglicherweise Hartberg und bis zur ungarischen Grenze. Dem Stift Reichersberg wurde somit bewußt die Aufgabe der Pfarrorganisation in der Grafschaft Pitten zugedacht. Meginward, der erste namentlich bekannte Pfarrer von Bromberg scheint noch 1146 als Pfarrer von Neunkirchen auf, bei der Weihe der Kapelle an der Niederlassung für Chorherren in Pitten (1149) wurde er jedoch bereits als Pfarrer von Bromberg genannt.
Es galt ein großes Gebiet pfarrmäßig zu verwalten, sodass man annehmen kann, dass zur seelsorgerischen Betreuung einer so ausgedehnten Pfarre und zur Pflege des Ordenslebens ein halbes Dutzend Chorherren in Bromberg eine Art klösterlicher Gemeinschaft bildete.
Aribo oder Erbo de Bramberg
Die Errichtung von Pfarren hatte sowohl seelsorgliche als auch wirtschaftliche Bedeutung. Für beide Anliegen herrschte offensichtlicher Nachholbedarf. Von der ersten Christianisierung der Waldmark während der Karolingerzeit war kaum etwas übriggeblieben und auch in wirtschaftlicher Hinsicht lag vieles im Argen. Gottesdienste führten viele Menschen zusammen, dies wirkte sich auf Handel und Verkehr aus. Reichersberg war durchaus gewillt, beim einsetzenden planmäßigen Ausbau der kirchlichen Gliederung mitzuziehen eine Reihe von Pfarren wurde gegründet, die später Selbständigkeit erreichten: Aspang, Hochneukirchen, Hochwolkersdorf, Hollenthon, Kirchschlag, Krumbach, Lichtenegg, Mönichkirchen, Schäffern, Schönau, Schwarzenbach, Wiesmath, Zöbern und vor allem Edlitz, das 1192 selbständige Pfarre und Taufkirche wurde. 1203 wurde die südwestliche Hälfte der Pfarre Bromberg abgetrennt und der neuen in Edlitz zugewiesen. 1233 bewilligte Erzbischof Eberhard II. von Salzburg dem Stift die Anstellung von Chorherren an den beiden Pfarren Bromberg und Edlitz, ohne dass – wie bisher – um die bischöfliche Investitur angesucht werden musste. Aus dem Auftrag der Zehentschenkung gelang dem Stift bis zum Ausgang des Mittelalters die Errichtung von 14 Pfarren.
Eine erfreuliche und die Grundlage für neue Pfarren schaffende Erscheinung war das Bestreben des Adels, durch Errichtung von Kapellen sich selbst, seinen Dienstmannen und dem Hausgesinde auf seinen Meierhöfen die Möglichkeit zu schaffen, einer heiligen Messe beiwohnen zu können, ohne den oft weiten Weg zur Pfarrkirche zurücklegen zu müssen. An diesen Kapellen wurden Kapläne angestellt, für deren Unterhalt der Adel selber sorgte. Gelegentlich drängte man allerdings diese Kapläne zu Handlungen wie Taufen, Osterbeichte hören, Einsegnungen von Verstorbenen usw., die ein Übergriff in die pfarrlichen Rechte waren. Die Beilegung der daraus entstehenden Auseinandersetzungen zwischen dem Pfarrer und der Herrschaft führte entweder zur Gründung einer neuen Pfarre oder als Teillösung zur Erlangung einer gewissen Selbständigkeit der Kapelle zugunsten der Herrschaft. Solche Gotteshäuser waren Aspang-Markt, Gschaidt und vor allem unser Thernberg.
Rapoto, ein Ministeriale des Grafen Eckbert, hatte in Thernberg eine Kapelle erbauen lassen
Allwöchentlich begaben sich die Priester in die einzelnen Kirchen und Kapellen der ausgedehnten Pfarre, zu der auch Thernberg gehörte, um das Wort Gottes zu verkünden, die Jugend in der Religion zu unterweisen, Kranken Tröstung und Hilfe zu bringen, Sterbenden die letzte Ölung zu reichen und den Toten den Segen der Kirche zu geben.
In Thernberg hatte Rapoto, ein Ministeriale des Grafen Eckbert, eine Kapelle erbauen lassen. Auf seine Bitte hin weihte sie Erzbischof Eberhard I. von Salzburg 1147 der seligsten Jungfrau Maria. Auch hier drängten, wie in anderen Orten, die Brüder Dietmar und Ulrich, Edle von Thernberg, den Kaplan zu seelsorglichen Handlungen, die der Pfarrer von Bromberg als einen Übergriff in seine pfarrlichen Rechte wertete.
Über diese Situation gibt eine Stelle in der „Chronik des Stiftes Reichersberg“ Aufschluß. Dort heißt es:
„Wegen der Kapelle zu Thernberg, welche von Rapoto (…)erbaut und auf dessen Bitte von dem Erzbischof Eberhart I. (…) von der Pfarrkirche Bromberg dergestalt eximiert worden war, daß nur das Begräbnis der Dienstleute des Rapoto dem Kaplan der Kapelle zustehen, während die übrigen pfarrlichen Rechte der Pfarrkirche verbleiben sollten, war mit den Edlen von Thernberg (…) Streit ausgebrochen, der von den erwählten Schiedsrichtern (….) zu Wien am 11. Mai 1227 also entschieden wurde:
1. Der Kapelle soll die bisher genossene Freiheit verbleiben
2. Die Edlen von Thernberg haben das unbeschränkte Recht, für dieselbe (…) einen Kleriker zu präsentieren
3. Derselbe darf taufen und beerdigen, jedoch nur die Hörigen des Meierhofes und Schlosses, sowie die Personen (…), die es selbst wünschen
4. Die Burghüter (…) gehören dagegen zur Pfarrkirche
5. Der Gottesdienst in der Schlosskapelle soll durch den Pfarrer von Bromberg (..)gehalten werden, welchem auch der große und kleine sowie der Personalzehent gehört. (Der Zehent war früher eine kirchliche Ertragssteuer, bei der man den großen oder rauhen Zehent von Halmfrüchten, Wein, Öl und Kraut, den kleinen Zehent von Flachs, Mohn, Bohnen und andere Arten unterscheidet (Hammer 37)
6. Laufen Klagen über die Leute des Schlosses und die von Thernberg ein, so wird selbe (…) der Kaplan von Thernberg in Gegenwart des Pfarrers von Bromberg zurechtweisen
7. Zur Entschädigung für alle diese Freiheiten erhält der Pfarrer ½ Pfund (= 120 Pfennige) jährliches Einkommen (…)
Ungeachtet dieses Vergleiches kam es aber im Jahre 1359 abermals zwischen dem Pfarrer Gottfried von Bromberg und Ulrich Schneeberger, Rektor der Kapelle zu Thernberg, zum Streit um die pfarrlichen Rechte. Beide überließen diesmal die Entscheidung ihrer Angelegenheit am 14. April dieses Jahres einem Schiedsgericht. Der Ausgang des Verfahrens ist nicht bekannt. Jedenfalls gab es damals des öfteren höchst unerfreuliche Mißverständnisse und Streitigkeiten wegen der pfarrherrlichen Rechte des zuständigen Pfarrers von Bromberg einerseits und der besonderen Privilegien des Rektors der Thernberger Kapelle andererseits.
Hartneid von Pottendorf
1422 hat Hartneid von Pottendorf den Propst Paul von Reichersberg darum gebeten, er möge dem Pfarrer von Bromberg auftragen, die heiligen Zeiten und die offene Beichte verkünden, sooft er an Sonn- und Feiertagen in seinem „haws vnd vesten Ternbergk“ die heilige Messe lese. Der Propst wollte „diesen neuen Brauch“ nicht zulassen, er befürchtete vielleicht, dadurch dem Streben Thernbergs nach pfarrlichen Rechten Vorschub zu leisten und so zu neuen Streitigkeiten Anlass zu geben. Auf eine neuerliche Bitte des Burggrafen Nöhsler zu Thernberg hat er aber dieses Anliegen „auf Ruf und Widerruf“ gestattet. Kurze Zeit später brach der Streit dennoch aus. Propst Paul schrieb an Hartneid von Pottendorf und Thernberg, der Kaplan Andrä entreiße der Pfarrkirche in Bromberg und den Pfarrleuten ihre Rechte und eigne sich, entgegen dem Wortlaut des Spruches des Schiedsgerichtes, den Zehent an. Wenn dem nicht abgeholfen werde, müßte wohl eine Klage eingebracht werden. Nach dem Tod Hartneids schrieb der Propst 1426 in gleicher Angelegenheit dem Bruder des Verstorbenen, Heinrich von Pottendorf. Zur Beilegung des Streites kamen die Beteiligten am Vortag von Christi Himmelfahrt in Bromberg zu einer Aussprache zusammen. Eine Einigung konnte aber nicht erzielt werden. Erst nach langem Drängen von allen Seiten verzichtete der Kaplan von Thernberg am 17.November 1427 auf den von ihm beanspruchten Zehent und auf die Ausübung der angemaßten Rechte. An der Thernberger Kirche wirkten auch weiterhin Weltpriester als Kapläne bzw. als Kirchenrektoren.
Türkeneinfälle
Die Raub- und Plünderungszüge der Türken rund um die Wiener Türkenbelagerung 1529 waren ein dunkles Kapitel in der Geschichte unserer Heimat. Ganze Ortschaften wurden ausgeplündert und in Brand gesteckt, Männer ermordet und Frauen verschleppt.
Reformation
Die Kirchenspaltung durch Martin Luthers Thesenanschlag in Wittenberg 1517 und die Kämpfe zwischen Katholiken und Protestanten warfen ihre Schatten auch auf Thernberg, wo in dieser Zeit Andreas von Thonradl herrschte und den Protestantismus durchzusetzen suchte. Propst Magnus von Reichersberg wandte sich noch wenige Monate vor seinem Tod an Herzog Maximilian um eine Intervention bei König Matthias, damit dieser dem Herrn von Thonradl befehle, den von ihm für die Kirche in Thernberg in Dienst genommenen protestantischen Prediger zu entlassen, auf dass die Unterthanen bei der katholischen Religion erhalten und die Gottesdienste daselbst wiederum wie von Alters durch den Pfarrer von Bromberg verrichtet werden.“ Gleichzeitig solle Thonradl dem Salzburger Erzbischof einen katholischen Priester vorstellen. Aus einem Bericht des Pfarrers Johann Zöhrer von Bromberg (vermutlich um 1620) geht hervor, daß mit einer einzigen Ausnahme alle Thernberger katholisch waren. Andreas II. Thonradl mußte als Geächteter 1620 die Heimat verlassen.
Die Filialkirche von Thernberg wurde danach zwar zurückgegeben, war aber baufällig, hatte keinen Altar und keine Meßgewänder.
Ringen um die Zehenten zwischen Pfarrern und protestantischen Adeligen
Die Auseinadersetzungen in Thernberg werfen auch ein bezeichnendes Licht auf das Ringen um die Zehenten zwischen Pfarrern und protestantischen Adeligen, bedeuteten sie doch in erster Linie einen Kampf um die wirtschaftlichen Grundlagen für den Klerus. Und die Zustände im Reichersberger Hauptzehent-und zugleich Hauptseelsorgegebiet in der Waldmark waren während des gesamten 16. Jahrhunderts ein Spiegel der Zeit, denn nicht nur im weltlichen Bereich gab es Zeichen des Verfalls, sondern auch in den niederösterreichischen Pfarren, wo der Prälat weit weg war und keine Aufsicht das zurückdrängte, was man unter dem Schlagwort „vorreformatorische Mißstände“ umreißen könnte. Bereits in einem Brief vom 7. September 1520 klagte Propst Purkner: „Es mißfalle ihm aufs äußerste das halbwahnsinnige Betragen der Brüder, die nur kriegen, schlagen und Ärgernis geben und von denen einer im Auftrage des Dechants seine Dirne entfernen mußte“. Die rührende Bitte des Bromberger Pfarrvikars Sebastian Frey, nach seinem Tod doch seinen Buben nicht zu verstoßen, sondern ihm wenigstens „zwei Öchslein und einen Stier“ zu überlassen, wirft ein Schlaglicht auf ein großes soziales Problem des 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts. 1527 berief der Propst die Pfarrer aus Niederösterreich zurück und ersetzte sie durch andere. Ab 1558 begannen aufgrund der überall verhandenen Probleme die Jahre der Visitationen, um eine gezielte Reform der alten Kirche einleiten zu können.
Aber erst langsam kam es in unserer Heimat zu einem religiösen Aufschwung nach den Glaubenskriegen, was vor allem auf die Präsentation von vorbildlichen Seelsorgern zurückzuführen ist. Und die Religionsgegensätze klangen trotz des Dreißigjährigen Krieges 1618 – 1648 ab, wenn auch Baron Georg Christoph Thonradl zu Thernberg seiner Dienerschaft, darunter auch Katholiken, erlaubte, an Sonntagen aus lutherischen Büchern vorzulesen.
Die Herren von Menshengen
1712 übernahmen die Herren von Menshengen die Herrschaft Thernberg und leiteten einen ersten Höhepunkt in der Geschichte ein. Nicht nur, dass unter ihrer Herrschaft Thernberg zum Markt erhoben wurde, verdankt die Kirche ihnen kostbarste Paramente, einen mit Edelsteinen besetzten Kelch und viele andere Wohltaten. Ihnen und dem Betreiben des damaligen Propstes Herculan Kalchgruber von Reichersberg war es zu verdanken, daß Papst Clemens XI. am 15.März 1720 in einem eigenen Breve allen Gläubigen, welche am Tag der Aufnahme Marias in den Himmel die Frauenkirche in Thernberg besuchen, dort die heiligen Sakramente empfangen und ihr Gebet verrichten, einen vollkommenen Ablaß erteilte.
(Ablaß bedeutete die von kirchlichen Oberen, besonders vom Papst, gewährte und an die Verrichtung vorgeschriebener Werke geknüpfte Nachlassung der nach Tilgung der Sündenschuld noch abzubüßenden zeitlichen Sündenstrafen – es war dieser Ablaß, der Martin Luther zur Loslösung von der katholischen Kirche führte, denn nach seiner Auffassung war die Vergebung der Sünde allein aufgrund der Gnade Jesu Christi gegeben)
Propst Kalchgruber hatte weder als Pfarrer in unserer Heimat garbeitet, noch diese als Prälat jemals besucht, aber er nahm sich doch der Pfarren wirtschaftlich sehr an. So wurde die neue Marien-Wallfahrtskirche in Walpersbach 1725 vollendet, der Pittener Pfarrhof 1724 elegant stuckiert und auch die neue Kirche wieder auf dem Berg gebaut (ab 1732).
Kaiser Josef II. gewährt am 26. August 1782 die Errichtung einer selbständigen Pfarre Thernberg
Auf die Bitten des Ignaz Edlen von Menshengen und der hiesigen Bevölkerung gewährte Kaiser Josef II. am 26. August 1782 die Errichtung einer selbständigen Pfarre Thernberg. Von den 14 Bewerbern um die neu errichtete Pfarre wurde am 1.Juli 1783 Konrad Thomas Hayd als erster Pfarrer bestellt. Der 33jährige Chorherr entstammte dem bayrisch-tirolerischen Grenzland und wurde am 12. September im Beisein des Lehensverwalters und des Vogts der Pfarrgemeinde vorgestellt und in sein Amt eingeführt.
Konrad Thomas Hayd wurde am 1 Juli 1783 als erster Pfarrer bestellt
Die neue Pfarre umfaßte damals folgende Ortschaften mit insgesamt 772 Bewohnern: Thernberg Markt, Neustift, Innerer Schildgraben, Offenbachgraben, Urbach, Kreut, Aichberg, Grueb, Reittersberg und die vormals zur Pfarre Pitten gehörigen Ortschaften Weingart, Äußerer Schildgraben und Stang. Hatte bisher die Herrschaft das Recht ausgeübt, den Geistlichen zu bestellen, geschah dies nun durch kaiserliches Dekret durch das Stift Reichersberg. Darüber empört untersagte die Herrschaft die Anweisung eines Grundstückes für den zu erbauenden Pfarrhof. Eine kaiserliche Kommission verfügte schließlich am 11. August 1784, daß der an die Südfront der Pfarrkirche anschließende Teil des Friedhofs als Bauplatz für den Pfarrhof zur Verfügung gestellt werde. Die Kosten für den Bau habe das Stift zu tragen, während die Gemeinde Zug und Robot zu leisten und außerhalb des Marktes auf Gemeindegrund einen neuen Friedhof anzulegen habe.
So entstand am Fuße des Thernberger Riegels unser heutiger Friedhof, der am 28. November 1784 geweiht wurde und als ersten das am Stefanifest desselben Jahres verstorbene Kind Thomas des Thurnhofbesitzers Johann Flanner aufnahm.
Grundstein zum neuen Pfarrhof
Am 17.April des folgenden Jahres wurde der Grundstein zum neuen Pfarrhof gelegt und im November konnte Pfarrer Hayd, der inzwischen im Hofhaus der Herrschaft gewohnt hatte, in das neue, schöne und imposante Pfarrhaus einziehen.1786 erhielt die Herrschaft weiterhin das Vogteirecht über die Pfarrkirche. Um dem jeweiligen Pfarrer eine wirtschaftliche Existenz zu sichern, erwarb Hayd den kleinen Rustikalhof, das Baderhaus in Thernberg 24. Zum Kauf steuerte auch die Pfarrhaushälterin Barbara Neubauer 300 Gulden gegen Zusicherung eines Ausgedinges bis zu ihrem Tod bei. Als Verkäufer erscheint auf dem Vertrag Joseph Graf und Herr von Pergen, Inhaber der Herrschaft Thernberg. Das Gebäude beherbergte noch durch zwei Jahre die Volksschule, für die erst 1793 ein eigener Bau errichtet wurde. 1796 verließ Pfarrer Hayd Thernberg, um die Pfarre Pitten zu übernehmen. Hayd wurde fürsterzbischöflicher Konsistorialrat und Dechant von Maria Schutz, wo er auch starb.
Jakob Egginger
Als neuer Pfarrer zog Jakob Egginger, ein Bauernsohn aus dem bayrischen Wald, in Thernberg ein. Auf ihn warteten bereits dringliche Bauvorhaben. Die Kirche erwies sich für die Pfarre bereits als zu klein und so führte er eine vollständige Umgestaltung und Erweiterung der Pfarrkirche durch. 1801 verließ Pfarrer Egginger Thernberg, um die Pfarre Hollenthon zu übernehmen, wo er mit 51 Jahren verstarb.
Gregor Georg Christ
Der nachfolgende Pfarrer, Gregor Georg Christ, kam aus Oberösterreich und hatte in Pitten Kooperatorendienste versehen. Ihm wurde die Ehre zuteil, am 25.Juli 1804 den damaligen Fürsterzbischof von Wien, Siegmund II. Graf von Hohenwart zu Gerlachstein, in seiner Pfarre begrüßen zu dürfen. Der Erzbischof nahm während seines Aufenthaltes die Trauung des Bestandwirtes Anton Laufer, Thernberg 11, mit der Müllerstochter Theresia Lielacher aus Edlitz vor und verabschiedete sich, wie er sagte, mit sehr guten Eindrücken von der aufblühenden Pfarre. Trotzdem gab es für den Pfarrherrn so manche Schwierigkeit. So machte ihm der Besitzer der Herrschaft, Johann Wlasto, die ihm von der Gemeinde beim Kauf des Rustikalhofes zugewiesenen Grundstücke, den Waldanteil Nr. 15 und den Anteil an der Hutweide Nr. 19, streitig. 1805 ging Christ nach Edlitz, wurde später Dechant und Novizenmeister im Stifte Reichersberg, um dessen damals bedrohten Fortbestand er sich gemeinsam mit seinem Nachfolger in Thernberg, Petrus Schmid, hohe Verdienste erwarb. Schmid stammte auch aus Bayern und kam, 29jährig, nach Walpersbach. Ihm ging der Ruf eines vornehmen, sehr begabten Mannes und guten Musikers voraus.
Katholische Renaissance durch Clemens Maria Hofbauer
Österreich entwickelte sich zu dieser Zeit aus den vergangenen verlorenen Kriegen gegen Napoleon, aus der Zertrümmerung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation entstand das Kaisertum Österreich. Diese politische Not führte zu einer katholischen Renaissance durch Clemens Maria Hofbauer, der in vielen Seelen eine religiöse Erneuerung entfachte. Als 1809 ein erneuter Krieg gegen den französischen Eroberer entflammte, wurden die letzten Reserven mobilisiert und auch die Kirche gab ihre Schätze, so auch unsere Pfarrkirche: ein Silberkruzifix, zwei Wandleuchter, vier Blumenkrügel, ein Glöcklein, zwei Kronen, welche die „Frauen- und Christkindl-Statue“ zierten, die Ewiglichtlampe, einen Kelch, zwei Opferkännchen. Durch Erlegung einer sogenannten Befreiungstaxe von 111 Gulden konnten eine künstlerisch wertvolle Monstranz und ein mit Edelsteinen besetztes Postament eines Kelches der Kirche erhalten bleiben.
Mit Erzherzog Johann von Österreich erlebte Thernberg nach den Menshengen eine zweite Blütezeit
In diesen großen und bewegten Zeiten lebte am Schloss Thernberg Erzherzog Johann von Österreich, der Bruder des Kaisers, Franz I. Mit diesem Besitzer der Herrschaft erlebte Thernberg nach den Menshengen eine zweite Blütezeit. Mit dem volksnahen Prinzen verband Pfarrer Schmid eine herzliche Freundschaft und so standen die im Schloß ein- und ausgehenden Künstler wie Ruß und andere auch im Dienste der Kirche, in der 1811 der Kaiser anlässlich eines Besuches bei seinem Bruder betete. Künstlerisch wertvolle Gemälde und Skulpturen, über die an anderer Stelle berichtet werden soll, gelangten in diesen Jahren in den Besitz der Pfarrkirche. Im Jahre 1813 zog Schmid als Pfarrer in der alten Mutterpfarre Bromberg ein, vier Jahre später wurde er Propst in Reichersberg.
Matthias Hruschka
Matthias Hruschka, ein Böhme, folgte als Pfarrer von Thernberg, gin nach vier Jahren nach Edlitz und mußte sich wege fortschreitender Erblindung ins Stift zurückziehen.
Nach einer kurzen provisorischen Betreuung der Pfarre durch den Weltpriester Andreas Ennemoser zog 1818 als neuer Pfarrer der aus Württemberg gebürtige Anton Feßler ein. Vorher Mitglied des Franziskanerordens in Tirol floh er vor der drohenden Aufhebung der Orden und ihrer Klöster durch die bayrische Regierung nach Wien, wirkte in Mönichkirchen und Haßbach und trat ein Jahr vor seinem Antritt in Thernberg in den Orden des hl. Augustinus ein. 1822 übergab er die Pfarre dem Nordtiroler Franz Bruckner, der bereits nach einem Jahr Abschied nahm und als Pfarrer nach St. Lamprechten ging.
Ignaz Rilke
Pfarrer von Thernberg wurde 1823 Ignaz Rilke, dessen Geburtsort Aussig in Böhmen war und der in Prag Theologie studierte. Mit 21 Jahren zog er die Uniform an, kämpfte 1813 bei Leipzig, rüstete als Leutnant des k.k.2.Jägerbataillons ab und wurde Priesteramtskandidat in Reichersberg. Er war ein aufgeschlossener eifriger Hirte, kluger Berater und vor allem Freund und Förderer der Schule. Als Konsistorialrat, Dechant und Schulinspektor des Bezirkes Kirchschlag starb er 1858 in Pitten.
1825 war Rilke vorübergehend in das Stift zurückgekehrt. Während dieser Unterbrechung stand Joseph Poell, ein Tiroler Schmiedmeistersohn, der Pfarrgemeinde vor. Ein abenteuerlicher Weg hatte ihn nach Reichersberg geführt. Er wirkte als junger Weltpriester in den Tiroler Bergen, als 1809 Andreas Hofer zu den Waffen für ein freies Tirol rief. In diesen Kämpfen um die Freiheit floß viel Blut und viele Menschen wurden aus ihrer Heimat weggeschleppt, unter ihnen auch Poell, der in einen bayrischen Kerker eingeliefert wurde und dort hingerichtet werden sollte. Durch ein wilde Flucht rettete er sein Leben und landete 1817 bei den Augustiner Chorherren in Reichersberg. Poell war ein hervorragender Prediger und begnadeter Musiker auf der Violine.
Augustin Simon Feilmayr
1835 beginnt ein Mühlviertler seine Tätigkeit in Thernberg: Augustin Simon Feilmayr. Er widmete sich mit ganzer Kraft seinem Priesteramt und rief seine Gläubigen an den Samstagen zu einer Muttergottesandacht in die Kirche und mahnte in der Fastenzeit zum Vertrauen auf die Schmerzensmutter. Die Kreuzwegandachten in der Pfarrkirche nahmen unter ihm ihren Anfang. Ein Kopfleiden und ein Verfall der Kräfte veranlassten seinen Abt, ihn nach Reichersberg zurückzurufen, wo ein Schlaganfall sein Leben beendete.
Eduard Zöhrer
Der Lehrersohn Eduard Zöhrer aus dem Mühlviertel, ein gemütsvoller, feinsinniger Volksdichter und Sänger wurde sein Nachfolger. Er hinterließ im Reichersberger Stiftsarchiv einen Schatz volkstümlicher Lieder und Krippengsangl. Auch in Thernberg widmete Zöhrer seine freien Stunden der Vertonung von Krippen- und Hirtenliedern, der Pflege des Volksliedes und bodenständigen Brauchtums. Gerne saß er bei den Alten auf der Gartenbank, lauschte ihren Erzählungen und sang, ausgestattet mit einem beneidenswerten Humor, bei allen Anlässen herzhaft mit und erfreute seine Umgebung mit lustigen Geschichten und Einfällen, aber mahnte auch so manchen jugendlichen Heißsporn oder vorschnellen Kritiker. In humorvoller Art berichtete Zöhrer u.a. in der Chronik von einem Gespräch mit dem damaligen Kirchenvater Franz Fuchs über die 1810 von einem Professor Jasnick in Thernberg in Betrieb genommene Essig- und Teersiederei.
Zöhrer war ein vorbildlicher Priester, der vor allem die Himmelskönigin innig verehrte. Als Papst Pius IX. 1854 feierlich dem ganzen Erdkreis das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis Mariens verkündete, schrieb Zöhrer in die Pfarrchronik: „Wir haben erlebt, was Heilige zu erleben gewünscht, aber nicht erlebt haben auf Erden; wir sehen, was Heilige auf Erden im Glauben zu erschauen bemüht waren und nicht ergründeten; wir hören, was sie zu hören mit heißem Beten erflehten und nicht zu erbitten vermochten…“
Konstituierung der Gemeinde Thernberg im Jahre 1850
Die enge Verbundenheit Zöhrers mit seiner Gemeinde zeigt sich auch in der 1850 stattgefundenen Konstituierung der Gemeinde Thernberg. Auch darüber findet man viel in der Chronik:
„Am 27. Juli um 7 Uhr früh traf der Wahlkommissär (Gutsverwalter Rink aus Schwarzenbach) unter Böllerschießen hier ein und wurde bei der Brücke vom Pfarrherrn, ferner den Richtern und Geschworenen und der Gemeindebevölkerung feierlich empfangen, worauf man unter Glockengeläute in die Kirche zog. (….) Nach dieser würdigen und ernsten Vorbereitung vollzog sich im Lokal der Marktrichters die Wahl des ersten Bürgermeisters und des Gemeindeausschusses. Um zwei Uhr nachmittags schritten die gewählten Gemeindevertreter, der Wahlleiter und der Bürgermeister der neuen Marktgemeinde mit den zwei Räten an der Spitze zur Beeidigung in die Kirche. Hier wurde nach Verlesung des Ernennungsdekretes und einer Ansprache des Pfarrers (….) gebetet (….) Hierauf nahm Pfarrer Zöhrer (…) den Eid ab. Die Eidesleistenden legten hiebei die rechte Hand auf das Evangelienbuch und küßten es, worauf ihnen der Pfarrherr den Friedenskuß gab.“
Bei dieser Feier, heißt es in der Chronik weiter, waren „felsenfeste Herzen bewegt“. Unter Böllerschüssen wurde das Tedeum gesungen und der hl. Segen erteilt. Anton Leitgeb, der erste Bürgermeister, nahm vom Pfarrer die Glückwünsche entgegen: „Eine wohlgeordnete Gemeinde ist ein kleines Paradies“, sagte der Pfarrer. Sechs Jahre danach, 1856, schied er aus Thernberg. Er liegt in St. Lambrechten begraben.
Maximilian Leuk
Seinem Nachfolger, Maximilian Leuk, gelang es durch Hilfe des neuen Herren von Thernberg, des Fürsten Liechtenstein, und des Stiftes, das Innere der Kirche vollständig zu renovieren. Kardinal Fürsterzbischof von Wien, Josef Othmar von Rauscher, der vor Allerheiligen 1859 Thernberg visitierte, sparte daher auch nicht mit Lobesworten. Zur Verabschiedung hatten sich sechs berittene Thernberger Bürger eingefunden, die dem Kardinal Geleit bis nach Scheiblingkirchen gaben. 1863 übersiedelte Leuk nach Reichersberg, wo er 1884 starb.
Rupert Holzleithner
Thernberg begrüßte im ehemaligen k.k. Professor des Linzer Gymnasiums und späteren Stiftsdechanten Rupert Holzleithner seinen neuen Pfarrer. Leider hemmten seelische und körperliche Leiden sein seelsorgerisches Wirken, dafür wurde er als Leidender seinen Pfarrkindern zum Vorbild. „Ich fühle oft große Schmerzen, aber (…) der Mensch muß leiden und der Christ trägt das Kreuz willig,“ sagte er oft zu seinen Besuchern. Holzleithner war ein großer Verehrer des hl. Franziskus und förderte mit Hingabe diesen Orden und auch den „lebendigen Rosenkranz“. Im Jahre 1866 übersiedelte er nach Pitten, wo er auch starb.
Josef Einböck
Inzwischen war Josef Einböck als Pfarrer in Thernberg eingezogen. Er verwaltete die Pfarre, wie er in der Chronik schreibt, „in tiefem Frieden“, bis er fünf Jahre später, 1871, nach Hollenthon zog. In den Jahren seiner Tätigkeit in Thernberg hielt er regen Kontakt zu seinen Innviertler Landsleuten, und so schenkte Franz Mayer aus Ort im Innviertel unserer Kirche die Turmuhr, die Gemeinde Antiesenhofen spendete ein Bild des hl. Aloysius. Die Pfarrgemeinde erstand in der Mayrschen Kunstanstalt, München, um 96 Gulden die beiden unter dem großen Kruzifix des Kirchenschiffes stehenden holzgeschnitzten Statuen der Schmerzensmutter und des Lieblingsjüngers des Herrn. Einböck liegt in Ort im Innviertel begraben.
Bonaventura Hallasch
Unmittelbar vor seinem 25jährigen Kooperatorenjubiläum kam im April Bonaventura Hallasch, ein Salzburger, nach Thernberg. Eine seiner ersten Aufgaben war die Anstellung eines Mesners, dessen Dienste bislang der jeweilige Leiter der Volksschule innehatte. Dieses Amt übernahm der Marktbürger und Schuster Johann Lang, dessen Nachkommen bis nach dem 2. Weltkrieg dieses Amt versahen. Hallasch verwaltete durch sechs Jahre hindurch Kirche und Gemeinde und starb 1889 in Edlitz.
Raymund Reidinger
Im Jahre 1878 kam Raymund Reidinger, um die Agenden eines Pfarrers in Thernberg zu übernehmen. In diesem Jahr kam es weltpolitisch zum Krieg zwischen der Türkei und Rußland, zum Berliner Kongreß und der Besetzung von Bosnien und Herzegowina durch österreichische Truppen. Diese Besetzung ging nicht unblutig von sich und auch Thernberg hatte zwei Gefallene zu beklagen: Peter Lechner aus Ofenberg und Josef Ofenböck aus Thernberg 32.
Bei der Überschwemmung am 19. Juni 1880 stand der Pfarrhof 117 cm unter Wasser
Am 19. Juni 1880 brach über den Markt eine nie dagewesene Überschwemmung herein, die verheerende Verwüstungen an den Wohngebäuden und Feldern und Gärten anrichtete. Der Pfarrhof stand 117 cm unter Wasser, sämtliche Türen wurden von der Gewalt der Fluten ausgehoben und zerstört, die Möbel arg beschädigt, Wäsche und Kleider verdorben. Den ohnehin nicht reichen Pfarrer traf dieses Schicksal hart. Gleichzeitig hatten Wolkenbrüche in Eichberg, Grub und Ofenbach große Schäden angerichtet.
Trotz dieser wirtschaftlich schweren Verhältnisse konnte in jenen Jahren die notwendig gewordene, aber infolge des felsigen Untergrunds sehr mühevolle 50prozentige Erweiterung des Friedhofs durchgeführt werden, der einige Wochen vor Allerseelen 1880 durch Dechant Polifka aus Aspang eingeweiht wurde. Zwei Jahre darauf stand ein diamantenes Jubelpaar vor dem Altar, welches zu den besonderen Freunden des Pfarrherrn und größten Wohltätern des Pfarrhauses gehörte: Josef und Maria Lechner vom Lilibauernhof in Ofenbach. Am folgenden Tag, dem 31. Juli 1882 besuchte Fürsterzbischof Ganglbauer von Wien auf seiner Reise nach Bromberg unseren Markt und spendete den Gläubigen seinen bischöflichen Segen. 1889 verließ Reidinger Thernberg und kehrte nach Oberösterreich zurück.
Anton Schöppl
Die Renovierung der Kirche und des Hochaltars führte bereits der neue Pfarrer, Anton Schöppl, durch. In den Hochaltar wurde eine Nische eingebaut, die nun anstatt eines bisherigen Gemäldes der hohen Kirchenpatronin eine in St. Ulrich im Grödnertal geschaffene und von den Besitzern des Lilibauerhofes gespendete Statue aufnahm, welche am Kirchweihfest unter der Teilnahme von vier Priestern ihre Weihe erhielt. Am Turm erglänzte ein neues vergoldetes Kreuz und der Platz vor der Turmfassade wurde mit vier Lindenbäumen bepflanzt. Pfarrer Schöppl schuf auch zum öffentlichen Wohl der Gemeinde viel Gutes. Gab er doch die Anregung zur 1891 gegründeten Freiwilligen Feuerwehr und zum 1894 errichteten Postamt. Im Sommer 1903 nahm er Abschied, zuvor konnte sich noch Wiens Weihbischof Dr. Gottfried Marschall vom Wirken Schöppls überzeugen, die Gemeinde verlieh ihrem verdienten Seelsorger die Ehrenbürgerschaft. In Edlitz bezog Schöppl seinen letzten Wirkungskreis. Im Jahre 1909 begleiteten 30 Priester, der Bezirkshauptmann und Bezirksschulinspektor von Wiener Neustadt und eine große Trauergemeinde seinen Leichnam zur letzten Ruhestätte.
Augustin Heinz
In Thernberg schrieb ein neuer Pfarrer seine ersten Zeilen in die Pfarrchronik: „Möge mir der liebe Gott seinen Segen verleihen, auf daß ich ein wahrer Seelenhirte für die mir anvertrauten Schäflein werde, Augustin Heinz aus Kollerschlag, Mühlviertel.“
Vorerst gehörte das besondere Interesse des Seelsorgers dem Bau eines neuen, geräumigen Schulhauses, welches am 4. November 1903 vollendet war. Pfarrer Heinz widmete sich vor allem in den Jahren des Weltkrieges 1914 bis 1918 tröstend seiner mit Kummer und Sorgen belasteten Gemeinde, ein Mann des Gebetes, still in seinem Wirken, bescheiden in seiner Lebensweise. Kurz vor seinem Tod gründete er noch einen katholischen Burschenverein, dem er folgende Worte auf den Weg mitgab: „Habe Gott vor Augen, übe treuen Glauben, arbeite fest auf deinen Wegen, dann hast du Gottes Segen.“ Nach 18jähriger Tätigkeit für Thernberg starb Heinz 1921 und wurde als erster Pfarrer von Thernberg in der Friedhofskapelle beigesetzt.
Magnus Huber
Am ersten Adventsonntag stand in der Person des früheren Stiftshofmeisters Magnus Huber der neue Pfarrer am Altar. In bescheidenen Verhältnissen im Innviertel aufgewachsen, wurde ihm von Gönnern das Priesterstudium ermöglicht. Für alle Fragen aufgeschlossen, ging er mit Optimismus und Eifer an die vor ihm liegenden Aufgaben. Er scharte die männliche Jugend im Reichsbund der katholischen Jugend Österreichs um das Banner Christi und die weibliche in der Kongregation um die Fahne Mariens. Zur religiösen Erneuerung der gesamten Pfarrgemeinde berief er bewährte Missionare aus St. Gabriel und gründete die Herz-Jesu-Bruderschaft. Unermüdlich ist er auch bei den Kranken , denen er nicht nur seelisch, sondern auch als Naturheilkundiger zur Seite steht. Das Gotteshaus bekommt elektrisches Licht, neue bemalte Fenster und eine neue Orgel und schließlich unter der Leitung des akademischen Malers Daringer eine stilgerechte Tönung. Am 22.Mai 1924 traf Kardinal Erzbischof Dr. Friedrich Gustav Piffl zur Visitation in Thernberg ein. Während ein Chorherrenquartett sang, zog der Bischof in die festlich geschmückte Kirche, feierte die heilige Messe und spendete das Firmsakrament, anschließend besuchte er den Friedhof.
1927, kurz vor seinem Abgang aus Thernberg, schaffte Huber noch den Einzug zweier neuer Glocken, sodass der Turm wieder sein vollständiges Läutewerk besaß. Sein Nachfolger widmete ihm folgende Worte in der Chronik:“……Was er mit frommem Eifer und großer Energie in den Seelen gewirkt hat, steht in einer viel schöneren Chronik, die, wie man sagt, ein Engel schreibt un vom hl. Petrus im himmlischen Archiv aufbewahrt wird.“
Magnus Huber wurde Pfarrer und Dechant in Pitten und als solcher der Erbauer der Antonius-Kirche von Erlach. Nicht schweigend, wenn es galt, Gottes Ehre zu schützen und die Rechte der Kirche zu verteidigen, wurde er nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Österreich am 12. März 1938 aus der Heimat verwiesen und starb 1945 im Exil in Bayern.
Claudius Franz Scherfler begann mit der Bloßlegungsarbeit des romanischen Bauwerkes unseres Gotteshauses
Claudius Franz Scherfler, der neue Pfarrer, stammte aus dem oberösterreichischen Ort Aspach, das einen großen Sohn sein eigen nennt: Papst Pius II. (1458-1464) war es, der in den Jahren 1444-1447 als Pfarrer Äneas Silvius Piccolomini in Aspach wirkte.
Scherfler erwarb sich als äußerst pflichtgetreuer und kunstverständiger Priester die Achtung der Pfarrgemeinde, insbesondere der jungen Menschen, welche sich in den katholischen Verbänden seiner Führung anvertrauten. Tiefe Freude bereitete ihm der Besuch des Wiener Erzbischofs, Kardinal Innitzer, am 4.Juli 1935, welcher die Altarkonsekrationsfeier vornahm und das Firmsakrament spendete.
Claudius Scherfler begann auch mit der Bloßlegungsarbeit des romanischen Bauwerkes unseres Gotteshauses, dem sein Interesse gehörte. Unter vielen Opfern gelang es ihm, mit dem Maurermeister Franz Fuchs die Restaurierung der alten Apsis durchzuführen. Seine Interessen gehörten aber auch dem öffentlichen Wohl. So bleibt der Bau der Wasserleitung, deren Einweihung 1937 war, mit seinem Namen verbunden. Als glühender Patriot nahm er auch Anteil an der Entwicklung der Heimat. Im Jahre 1934, dem Jahr des Bürgerkriegs und der Ermordung des Bundeskanzler Dollfuß durch Nationalsozialisten, schrieb er in der Chronik: „Wir erleben ein Jahr schwerster Prüfungen und Heimsuchungen. Die Wirtschaftskrise ist aufs höchste gestiegen, Ruhe und Besonnenheit wären notwendiger denn je. Indessen geschehen Wahnsinnstaten gegen das Land und seinen Kanzler. Armes Österreich – verblendetes Europa!“
In diesem Jahr wurde auch die berühmte „Thernberger Madonna“, eine polychromierte Sandsteinstarue aus der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts ins Wiener Diözesanmuseum ausgeliehen.
Schon längere Zeit hindurch mit der Basedowschen Krankheit belastet und zutiefst getroffen von den Ereignissen des Jahres 1938 erlag Scherfler, erst 51 Jahre alt, am 23.Oktober 1938 einem Schlaganfall. Er ruht in der Priestergrabstätte unseres Friedhofs.
Gilbert Max Buchmayr leitete Renovierung des Pfarrhofes ein
Am Allerheiligentag, also nur einige Tage später, entbot Gilbert Max Buchmayr, Jahrgang 1898, ein Niederösterreicher aus Grein an der Donau, ehem. Leutnant im 1. Weltkrieg, als neuer Pfarrer der Gemeinde seinen Segensgruß.
Mit großem Tatendrang ausgestattet ging Buchmayr daran, eine Renovierung des Pfarrhofes einzuleiten.
Am 1. September 1939 versank Europa im Chaos des 2. Weltkrieges, der natürlich auch in unserem Heimatort einschneidende Veränderungen mit sich brachte, sei es, dass Familien Angehörige auf den Schlachtfeldern Europas oder Afrikas verloren, sei es nach 1945 durch die russische Besatzungsarmee, deren Angehörige manche unmenschliche Tat begingen.
Die Jahre der deutschen Herrschaft über Österreich brachten auch die Einführung des Kirchenbeitrages und die Bestellung des ersten Pfarrgemeinderates, damals noch Kirchenrat genannt.
1939 fand man auf dem Dachboden des Gasthauses Wöhrer in Innerschildgraben die Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes, deren Kauf Pfarrer Josef Einböck 1871 in der Pfarrchronik beschreibt und die irgendwann auf ungeklärte Weise aus der Kirche verschwanden. Ihre Restauration durch Ferdinand Braun gelang vortrefflich und zu Weihnachten desselben Jahres wurden die Figuren aufgestellt. Infolge der Renovierungsarbeiten 1977 bis 1979 gelangten sie in den Pfarrhof, wo sie bis heute stehen.
Im zweiten Kriegsjahr, 1940, gelang es, eine Teilrenovierung des Kircheninnenraumes und zwar die Streichung, Vergoldung und Erneuerung einzelner Teile des Hochaltars, der Kanzel und des Taufbrunnens zu bewerkstelligen, was einen Kostenaufwand von 2000.- Reichsmark verursachte, ebenso wurden die Rahmen der beiden Ovalbilder erneuert. 1941 erhielt die Orgel ein elektrisches Gebläse und dann gab es das erste Ereignis, das in unmittelbarem Zusammenhang mit den Kriegsereignissen stand: Die große und die kleine Glocke wurden ausgebaut und nach Wien gebracht. Dessen ungeachtet, begannen Pfarrer Buchmayr mit seinen treuen Helfern Konrad Steiner und Josef Fahrner unter der Leitung von Dr. Friedrich Funder und Ludwig Motzko mit der großen Renovierung der Pfarrkirche. Insbesondere die Trockenlegung der Innenwände, die Freilegung der Säulen und der Tuffquadern seien hier erwähnt. Diese Freilegungsarbeiten zogen sich durch die folgenden Jahre, 1943 wurde das Kommunionsgitter nach einem Entwurf Dr. Funders hergestellt und montiert.
1944 schließlich schenkte Dr. Funder der Pfarre die neue Madonna am Hochaltar, sie stammt aus dem Nachlass des Erzherzogs Franz Ferdinand.
Das Jahr 1945 brachte den Zusammenbruch des „Tausendjährigen Reiches“. Die niederösterreichischen Stiftspfarren wurden in den Ostertagen von der Kriegslawine überrollt. Die Seelsorger hielten durchwegs auf ihren Posten aus und konnten von ihren Kirchen und Pfarrhöfen das Ärgste abwenden. Nur in Bromberg, wo Kaplan Weißl mit der Dorfbevölkerung geflohen war, der Pfarrer weilte in Oberösterreich, ging der Pfarrhof in Flammen auf, die beiden Kirchen wurden geschändet und verwüstet.
Ein erschütternder Bericht ist uns aus unserem Heimatort erhalten, wo Pfarrer Gilbert Buchmayr zurückgeblieben war. Am Ostersonntag feierte er um sechs Uhr früh den Gottesdienst. In der Kirche waren drei Gläubige und draußen tobte der Krieg: Infanterie, Kosaken, Panzer, leichte und schwere Artillerie, die „Stalinorgel“…. Im Pfarrhof herrschte wüste Plünderung und sinnlose Zerstörung. Nur die Kirche und die heiligen Geräte, alles was den Russen als „svate“ – „heilig“ begreiflich gemacht werden konnte, ließen sie unberührt.
Fertigstellung der Renovierungsarbeiten, 800-Jahr-Feier 1947 im „neuen“ Gotteshaus mit Pontifikalamt durch Kardinal Innitzer begangen
Die Fertigstellung der Renovierungsarbeiten fällt bereits in das erste Jahr nach dem Krieg, sodass die 800-Jahr-Feier 1947 im „neuen“ Gotteshaus mit einem Pontifikalamt durch Kardinal Innitzer, der auch das Firmsakrament spendete, begangen werden konnte.
1948 wird nach Entwürfen von Erich Leischner von den Bildhauern Riedl und Luckschandl sowie dem Scheiblingkirchner Tischlermeister Franz Lechner der neue Hochaltar geschaffen.
Pfarrer Buchmayr verlässt 1950 Thernberg. Vom 20. April bis 20. August versieht interimsmäßig der Stiftskapitular von Hohenfurth, P.Sauer, die Pfarrgeschäfte und wird vom Kapitular von Wilhering, Adalbero Marschaller, abgelöst. Diesem begnadeten Buchmaler verdanken wir die ausnehmend schöne Gestaltung der Chronik und des Verkündbuches.
Eusebius Katzelberger
Am 5. August 1951 wurde Eusebius Katzelberger als neuer Pfarrherr eingeführt. Der Reichersberger Priester stammte aus St. Marienkirchen. Er hatte sich auch als Exerzitienmeister in Reichersberg einen Namen gemacht und übernahm nach seinem Weggang aus Thernberg die Pfarre St. Lambrechten.
Claudius Zahradnik
Am 19. September 1952 begann, betrachtet man die Wirkenszeiten während der schriftlichen Aufzeichnungen, eine Ära, wie sie zuvor nicht gewesen war, eine Ära, die durch das mehr als vier Jahrzehnte dauernde Wirken Claudius Zahradniks geprägt war. Der Reichersberger Priester und Kaplan von Bromberg wurde als neuer Pfarrer von Thernberg installiert. Bereits im Jahr darauf, am 25.Juni 1954, besuchte Kardinal Innitzer erneut zur Visitation die Pfarre.
Um eine bessere Verbindung der in Niederösterreich stationierten Mitbrüder mit dem Stift zu gewährleisten, wurden die dort befindlichen Pfarreien zu einem Priorat zusammengeschlossen. Als Sitz bot sich Pitten an. Aus der Wahl am 4. Jänner 1955 ging der Pfarrer von Edlitz, Bernhard Mitter, als erster Prior hervor.
Visitation durch Kardinal Dr. Franz König
Am 8. Juni 1962 visitierte Kardinal Dr. König die Pfarre, besuchte die Volksschule, die Kapellen in Kreuth, Außerschildgraben und Reitersberg sowie die Kranken im Markt und den Rotten.
Und wie auch der Kardinal stets ein offenes Ohr und Verständnis für Anliegen hatte, war es auch der Thernberger Pfarrer. Ein offener Geist führte zu einer freieren Gestaltung des Gottesdienstes, zu Erneuerungen wie den Ministrantinnen, den Kommunionhelfern, dem Aufbau von Katholischer Frauen- und Männerbewegung, wobei ein Wesenszug auffiel: Pfarrer Claudius verstand es, eine Politik der kleinen Schritte zu betreiben, einen Konflikt mit seiner Obrigkeit zu vermeiden, aber jede für ihn und die Pfarre positive Äußerung seiner Oberen auszunützen und die richtigen Konsequenzen zu ziehen.
Claudius Zahradnik berief 1967 eine „Pfarrsynode“ ein, als Vorbereitung auf die Diözesansynode mit Blickrichtung Umsetzung der Beschlüsse des 2. Vatikanums
Besonders gefordert waren wohl die Priester durch das 2. Vatikanische Konzil von 1962 bis 1965, vollzogen sich doch im Anschluss die wohl weitreichendsten Veränderungen der Kirche im 20. Jahrhundert. Und aufgeschlossen und vordenkend wie er war, gab es auch in der Pfarre Veränderungen durch Pfarrer Zahradnik. So berief er 1967 eine „Pfarrsynode“ ein, als Vorbereitung auf die Diözesansynode mit Blickrichtung Umsetzung der Beschlüsse des 2. Vatikanums. Und hier zeigte sich auch einer der grundlegendsten Verdienste des Pfarrherrn: Der Übergang vom 2. Vatikanum in die „neue“ Zeit der Kirche war schwierig und Konflikte waren vorprogrammiert und dass es hier in einer seltenen Harmonie vor sich ging, ist sehr zu würdigen. Vielleicht auch deshalb, weil Pfarrer Zahradnik bereits vorher Teile der Messe durch das Volk deutsch feiern ließ.
Dass Pfarrer Claudius viel Kraft im Gebet fand, hat er selber immer wieder betont, und wer sah ihn nicht täglich, sein Brevier betend, Richtung Friedhof gehen. Ein Seelsorger, aber kein Verwalter und Buchhalter, ein Mensch durch und durch, der auch seine Fehler hatte, aber um Verzeihung bitten konnte.
Seine vielen Jahre als Lehrer in der Volks- und bäuerlichen Fachschule in Warth werden wohl allen in Erinnerung bleiben, den Kontakt auch zum Kindergarten hielt er noch Jahre nach seiner Pensionierung.
Dass seine Gemeinde größte Hochachtung empfand, äußerte sich auch in der Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Marktgemeinde Scheiblingkirchen-Thernberg, auf die er wohl zu Recht sehr stolz war.
Große Renovierung der Kirche 1977 bis 1979
Pfarrer Claudius war kein Handwerker wie Pfarrer Scherfler, er war Koordinator, und als solcher ging er an die große Renovierung der Kirche 1977 bis 1979. Der Kirchenboden wurde ausgetauscht (eine Öffnung und Begehbarmachung der Gruft wurde aus Zeit- und Kostengründen unterlassen), neue Kirchenbänke angeschafft, das Kommuniongitter weggenommen, um mehr Platz für einen geplanten Volksaltar zu machen, die Fresken durch den akademischen Maler Prof. Josef Fastl freigelegt und konserviert, der Hochaltar neu eingefärbt, das Kreuzrippengewölbe freigelegt, der Türstock in die Sakristei ausgetauscht und die Statuen des hl. Franziskus und hl. Bernhard restauriert. Den Abschluss der Arbeiten bildete ein Pontifikalamt mit Propst Odulf Danecker.
Viele Mitbürger erinnern sich noch an den frischen Wind und neuen Schwung, den die Volksmission 1977 durch P. Hildebrand Urdl in der Pfarre auslöste. Das Motto damals könnte auch heute gelten: „Mit Christus in der Kirche für eine bessere Welt.“
Ein gern gesehener Gast unserer Pfarre war der leider viel zu früh verstorbene Weihbischof Florian Kuntner, der anlässlich seiner Visitation am 10.9.1979 die Aufstellung eines Volksaltars forderte. Seiner Forderung wurde entsprochen und er weihte ihn 1981.
1980 wurde der 1934 in Bromberg geborene Eberhard Vollnhofer Propst, 1983 wird die Tochter des Thernberger Volksschuldirektors Sinabell, Mathilde, die unter dem Namen Gabriela 1946 in den Orden der Benediktinerinnen eingetreten war und 1947 die ewige Profeß abgelegt hatte, Äbtissin der Benediktinerinnen auf dem Salzburger Nonnberg.
Ein Höhepunkt der Tätigkeit von Pfarrer Claudius war sicher die 200-Jahr-Feier der Pfarrgründung 1982. Prälat Eberhard Vollnhofer eröffnete die Feierlichkeiten.
Ein weiteres schönes Erlebnis war 1988 die Feier zu seinem 70. Geburtstag, die durch die Anwesenheit Kardinal Groers gewürdigt wurde.
Unvergeßlich wird wohl das 40-jährige Priesterjubiläum unseres Pfarrers 1993 sein, das mit einem Festgottesdienst, gehalten von Prälat Vollnhofer und unter Anwesenheit aller Ordensbrüder der umliegenden Pfarren und großer Anteilnahme der Pfarrbevölkerung, begangen wurde. Bei der anschließenden Agape im Mesnerhaus überbrachten alle Vereine und Organisationen ihre Geburtstagswünsche und Geschenke, verbunden mit einem herzlichen Dankeschön für die Jahrzehnte der seelsorgerischen Tätigkeit in Thernberg.
1995 trat Pfarrer Claudius Zahradnik in den wohlverdienten Ruhestand und zog sich in das Stift zurück.
Entnommen aus der Festschrift „Die Marienkirche Thernberg“ – herausgegeben anläßlich ihres 850jährigen Bestehens 1147 – 1997
Mitbetreuung der Pfarre Thernberg von Bromberg aus
Von 1995 bis 2010 war kein eigener Pfarrer im Ort. Die Pfarre wurde von Bromberg aus von Pfarrer Mag. Michael Hammer und Kaplan Mag. Thomas Rörig mitbetreut.
2010 trat Pfarrer Mag. Michael Hammer ebenfalls in den wohlverdienten Ruhestand und zog sich in das Stift Reichersberg zurück.
Für zwei Jahre wieder eigener Pfarrer vor Ort
Von 1. September 2010 bis 1. September 2012 hatte die Pfarre Thernberg wieder einen eigenen Pfarrer vor Ort. Mag. Thomas Rörig, unser langjähriger Kaplan, war in dieser Zeit für die Seelsorge der Pfarre Thernberg zuständig.
Von 1. September 2012 bis Ende November 2014 übersiedelte Mag. Thomas Rörig in den Pfarrhof nach Scheiblingkirchen und betreute in dieser Zeit die beiden Pfarren Scheiblingkirchen und Thernberg.
Aus gesundheitlichen Gründen zog sich Pfarrer Mag. Thomas Rörig Ende November 2014 in das Stift Reichersberg zurück. Bis 1. September 2015 wurde die Pfarre Thernberg von Dechant Mag. Dietmar Orglmeister (Pfarrer in Mönichkirchen) mitbetreut, die Hl. Messen wurden meistens von pensionierten Aushilfspfarrern gelesen.
Seelsorgeraum St. Augustinus
Unsere Pfarre wurde mit 1. April 2015 in den Seelsorgeraum St. Augustinus eingegliedert. Die seelsorgliche Betreuung wird seit dem 1. September 2015 über die Pfarre Edlitz organisiert.
Für die Seelsorge sind seit diesem Datum Pfarrer Mag. Ulrich Dambeck und sein Team zuständig.